Spargel ernten statt Haare schneiden

Manchmal macht die Arbeit als Journalistin besonders viel Spaß – der Anruf beim Spargelbauern Florian Kreiselmeyer war so ein Moment. Auf meine vorsichtige Frage, ob wir seine Telefonnummer trotz Erntestress und Corona-Krise an ein Fernsehteam von Spiegel-TV weitergeben dürfen, kam ohne jedes Zögern ein entschiedenes „Ja!“. Er hat mir dann erklärt, dass er mit seinen deutschen Helfern – eine Friseurmeisterin, ein Konditormeister, mehrere Studenten – richtig zufrieden ist und dass er es wichtig findet, das auch nach außen zu kommunizieren. Es entsteht gerade ein neues Miteinander, das kann man auf seinem Betrieb wunderbar nachvollziehen. Und das macht Hoffnung, dass die tiefen Gräben zwischen Landwirtschaft und Konsumenten so tief und unüberwindbar vielleicht doch nicht sind.

Da ist zum Beispiel Manuela, die Friseurmeisterin, die ihren Laden aktuell nicht öffnen darf. Also hilft sie bei Kreisemeyers mit – und sagt nach knapp zwei Wochen beim Spargelpflanzen und -ernten: „Man kriegt eine ganz andere Wertschätzung!“. Den Aufwand, bis die Spargelstangen im Laden liegen, hätte sie bisher völlig unterschätzt. Konditormeister Andreas stimmt ihr zu: „Früher ist mir der Spargel im Laden schon oft zu teuer vorgekommen. Heute finde ich: der ist viel zu billig“. Mit der Arbeitsbelastung von früh bis spät auf dem Feld kommen beide Helfer gut zurecht, sie können sich sogar über die frische Luft den ganzen Tag über freuen. Aber es ist ihnen auch klar: An die Leistung der rumänischen Helfer, die sonst auf dem Hof arbeiten, kommen sie noch nicht heran. Auch hier entsteht eine neue Perspektive, die bisher viel zu kurz gekommen ist: „Mein Respekt vor der Leistung der Saisonarbeiter!“ meint zum Beispiel Andreas. Und beide sind begeistert von der guten Stimmung unter den Helfern. Auch die Studenten, die mithelfen, seien „total engagiert“, es sei ein richtig schönes Miteinander. Einziger Wehmutstropfen für Landwirt Florian Kreiselmeyer: Der Aufwand für ihn ist durch die ungelernten neuen Helfer natürlich deutlich höher, die Leistung insgesamt geringer.

Es passt für mich voll ins Gesamtbild, dass auch die Zusammenarbeit mit dem regionalen Maschinenring Ansbach richtig Spaß gemacht hat. Die junge Mitarbeiterin Elena hat sich ins Zeug gelegt, um Fotos und Videos aus ihrer Region für diesen Blog bereit zu stellen. In Zusammenarbeit mit ihr gibt es hier auf dem Blog bald einiges mehr zu sehen!