„Den Helfern eine Chance geben“

Linda Schwarzbeck ist die Chefin auf dem „Saisonhof Schwarzbeck“. Im fränkischen Buhlsbach unweit von Ansbach produziert sie auf rund 50 Hektar Spargel, Beeren, Kirschen und Äpfel und vermarktet die Ware zum größten Teil selbst im eigenen Hofladen. Das wird auch 2020 so sein, allerdings mit dem empfindlichen Unterschied, dass in diesem Jahr ihr eingespieltes Team an Helfern im Quarantänegebiet in Rumänien festsitzt. An eine Ausreise ist nicht zu denken, auch nicht via Charter-Flugzeug.

Trotzdem ist Linda Schwarzbeck alles andere als verzweifelt, als Elena Scheuerpflug und Renate Böhmländer vom Maschinenring Ansbach auf einen Besuch bei ihr vorbeischauen. Spargelernte und -verkauf sind in vollem Gang, die Pflege der Erdbeerfelder ebenso. „Wir kommen mit einem zusammengewürfelten Team aus rund 20 deutschen und vier polnischen Helfern gut zurecht“, erzählt die 31-jährige Betriebsleiterin. „Es war enorm, wie viele Männer und Frauen sich bei uns gemeldet haben. Ich sehe das sehr positiv, auch wenn es natürlich mit einigem Mehraufwand verbunden ist“. Die schwierigste Phase sei vorbei: Die Bearbeitung der vielen Anfragen, das Zusammenstellen der Teams und die Einarbeitung der unerfahrenen Helfer – jetzt läuft es prima. Dass sich Linda Schwarzbeck nicht so leicht unterkriegen lässt, das zeigt auch ihre spontane Idee, einen Drive-In-Spargelverkauf zu starten. Das Edelgemüse wird nach Vorbestellung direkt ins Autofenster gereicht, aussteigen ist nicht mehr nötig.

Natürlich bedeutet dieser Sonderweg 2020 Mehrarbeit und Einbußen, aber Linda Schwarzbeck geht sehr souverän damit um. „Die neuen Helfer geben sich richtig Mühe und arbeiten, so gut sie können“, sagt sie, „man muss ihnen auch eine Chance geben und kann nicht erwarten, dass sie vom ersten Tag an so effektiv sind wie die langjährigen Mitarbeiter“. Zwei, drei Tage Einarbeitungszeit seien nötig, dann laufe es gut. Die Betriebsleiterin hat von Anfang an ein Auge darauf, wo die Stärken der Mitarbeiter liegen: „Das Spargelstechen erfordert Fingerfertigkeit, das ist nicht jedermanns Sache. Alternativ gibt es auch die Aufgabe, die Folien aufzudecken und Erdbeeren zu hacken. Da schauen wir natürlich, dass jeder seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt wird“.

Sie beschäftigt im Moment doppelt so viele Helfer wie in einem normalen Jahr. Das wird teurer als sonst, aber trotzdem ist Linda Schwarzbeck zuversichtlich, dass es kein Verlustgeschäft werden wird. Der Spargelverkauf laufe sehr gut. Wie es am Ende finanziell aussieht, kann sie aber noch nicht absehen.

Mittelfristig könnte sich sogar positiv für Selbstvermarkter wie den Betrieb Schwarzbeck auswirken, dass in diesem Jahr die regionale Bevölkerung gefragt war, mitzuhelfen. Linda Schwarzbeck sieht in dem großen Interesse an der Arbeit auf den Feldern auch ein Signal dafür, dass ein Umdenken stattfindet: hin zu mehr Wertschätzung für die regional erzeugten Lebensmittel.

Nachgefragt bei den Mitarbeitern, die gerade die Erdbeerfelder hacken, bestätigt sich der positive Eindruck, den Linda Schwarzbeck als Betriebsleiterin erweckt. Studentin Paula erzählt, dass sie die Begrüßung auf dem Hof und das Einarbeiten als ausgesprochen freundlich empfunden hat. Inzwischen weiß sie, was zu tun ist, und hat bei der Arbeit auf den Feldern ein gutes Gefühl: „Es macht Spaß, auch die Stimmung unter den Helfern ist super“. Das kann Helfer Teddy – im normalen Leben Lagerist – bestätigen. Er freut sich, dass er auf dem Betrieb arbeiten kann: „Ich muss mich bewegen, rumstehen ist nichts für mich“ sagt Teddy, „ich war so enttäuscht, als die Nachricht von meinem Arbeitgeber kam, dass ich daheimbleiben darf“. Jetzt ist er mit seiner guten Laune ein Aktivposten auf den Spargel- und Erdbeerfeldern von Linda Schwarzbeck. Seine Meinung zur Feldarbeit: „Es ist etwas Neues, etwas Anderes und es macht Spaß“. Die Fähigkeit, etwas Neues und Anderes als Bereicherung anzusehen, ist in diesem Frühjahr mit Sicherheit eine der hilfreichsten Charaktereigenschaften – für Landwirte, Helfer und für alle anderen ganz genauso.