Ein bunter Trupp aus deutschen Helfern ist in diesem Frühjahr 2020 auf den Feldern des niedersächsischen Bio-Bauern Heino Cordes aktiv. Einer der Gründe dafür: in der ländlichen Ruhe sind sie sicher vor Corona-News.
Ein Softwareanbieter, eine Qigong-Lehrerin und zwei Studenten stehen mit ihren Handhacken in den langen Reihen, in denen die Kräuter von Heino Cordes gedeihen. Sie kümmern sich darum, dass Minze und Melisse genügend Raum zum Gedeihen bekommen – ganz ohne chemischen Pflanzenschutz. Dabei verändert sich ihr Blick auf die Landwirtschaft. „Den Mehraufwand, den speziell die Biobauern haben, kann ich jetzt besser beurteilen“ meint zum Beispiel Klara Mayer-Rothbarth, Studentin des Integrierten Designs.
Der Mehraufwand macht sich sogar recht schmerzhaft bemerkbar, gerade im Rücken. Trotzdem war der Anteil derjenigen, der schnell wieder das Handtuch geworfen hat, gering. „Insgesamt haben bisher 30 deutsche Helfer hier gearbeitet. Einige wenige sind nach ein oder zwei Tagen wieder abgefahren, aber die allermeisten haben durchgehalten“, erzählt der 72-jährige Betriebsleiter, der nicht mit so viel Engagement der deutschen Helfer gerechnet hätte. „Alle, die geblieben sind, waren sehr motiviert und arbeitsbereit. Ich möchte nicht darauf verzichten, sie alle kennengelernt zu haben“, so sein Fazit. Weil es so gut funktioniert hat, will Cordes auch im kommenden Jahr auf das Helfer-Vermittlungs-Portal zurückgreifen.
Und wie ging es den Helfern? Eine kleine Umfrage meiner Kollegin Dagmar Hofnagel vor Ort zeigt, dass auch sie vor allem positive Erfahrungen gemacht haben. Als Vorteil der Arbeit auf den Feldern gaben zum Beispiel einige an, dass sie nicht ständig mit neuen Nachrichten zu Corona überspült wurden. Die praktische Tätigkeit unter freiem Himmel wurde also als willkommene Ablenkung wahrgenommen.
„ Es ist nicht schwer sich morgens zu motivieren, wieder auf das Feld zu gehen“, so die Einstellung von Klara Mayer-Rothbarth aus Bremen. Man müsse zwar ein wenig auf seinen Rücken achten, aber das wäre kein Problem. Die Studentin arbeitet sonst während des Studiums in einer Schule und einem Café. „Und es ist schöner, etwas zu tun, als in diesen Zeiten in der Stadt zu sein.“ Zudem will sie ihren Eltern finanziell nicht unnötig auf der Tasche liegen. „Allerdings hatten wir auch ein super Wetter“, räumt sie ein.
Jonas Wischeropp aus Bremen verdient sich in Eitzendorf das Geld hinzu, das er normalerweise als Student der Angewandten Technischen Biologie in einer Bar verdient. Ihm ist die Wertschätzung der Leute im Dorf gegenüber den Helfern positiv aufgefallen. „Normalerweise bekommen diese Berufe ja nicht die notwendige Wertschätzung und es hat richtig gut getan“, so seine Rückmeldung. Sein Studium wird online fortgesetzt. Trotzdem bleibt er in Eitzendorf.
Marieluise Ohm aus dem Nachbarort Magelsen ist Qigong-Lehrerin und kann ihrer normalen Tätigkeit jetzt auch nicht nachgehen. Den Verdienstausfall will sie in Eitzendorf kompensieren. „Ich bin beeindruckt, welch unterschiedliche Menschen ich hier kennengelernt habe. Auch Menschen ohne finanzielle Not haben hier gearbeitet. Sie wollten einfach nur helfen“.
Rolf Demuth aus Achim bei Bremen ist als selbständiger IT Berater ebenfalls von dem Lockdown betroffen. „ Im Moment gibt es nur wenige Neukunden. Ich betreue meine Stammkunden. Mehr kommt aber leider nicht hinzu“, so seine Erfahrung. Deshalb ist er auch nur einen halben Tag auf den Feldern. In der restlichen Zeit kümmert er sich um die Anliegen seiner Kunden. Er genießt aber den Ausgleich zur Schreibtischarbeit bei der praktischen Tätigkeit.
In der Spitze beschäftigt Heino Cordes in einem normalen Frühjahr auf seinem Biolandbetrieb im niedersächsischen Eitzendorf rund 28 Saisonarbeitskräfte. 10 bis 15 stammen in der Regel aus Rumänien.